Illustriertes Erzgebirgisches Sonntagsblatt 129. Jahrgang, Nr. 50, 8. Dezember 1935, S. 5
Die auf Anregung von Kreisleiter Vogelsang vom Kreiskulturamt unter Leitung von Kreiskulturwart Dr. Günther gestaltete Christschau „Weihnachtsglück im Erzgebirge” unterscheidet sich von den bisher üblichen Weihnachtsausstellungen dadurch, daß eine Anhäufung von Schaustücken vermieden worden ist. In einzelnen Zimmern wird das weihnachtliche Brauchtum des Erzgebirgers so gezeigt, wie es seit Jahrhunderten in unserer Heimat gepflegt wird. Dadurch erhält besonders der Niederländer einen tiefen Eindruck von der gemütvollen Ausgestaltung des Lichtfestes, wie es sich aus der Sehnsucht unserer Bergmannsvorfahren nach gleisenden Sonnenstrahlen heraus entwickelt hat. In den so überaus bescheidenen Verhältnissen unserer Vorväter wurde alljährlich einmal – zur Weihnachtszeit – eine für diese Zeit unerhörte Lichtverschwendung getrieben. Das Christfest mit allem Glanz zu schmücken, war dem frommen Sinn längst dahingegangener Geschlechter ein Herzensbedürfnis. Sie wollten am Geburtstage des Erlösers durch eine symbolhafte Darstellung der Lichtfülle die ihrem Leben gewordene Aufhellung charakterisieren und zum Ausdruck bringen, daß im tiefsten Winter, in den finstersten Nächten des Jahres der Welt das Licht des Geistes gebracht wurde. In den verborgensten Tiefen des Blutes aber tauchte unbewußt tausendjährige Erinnerung auf an die Zeiten der Urväter, die ihrer Sonnensehnsucht zum Julfest durch die leuchtenden Sonnenräder Ausdruck gaben.