Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 37, 12. September 1926, S. 8
Ein Spätsommertag, wie er für ein Schul- und Sportfest nicht schöner sein konnte. Gegen 10 Uhr vormittags trafen die Schüler in Schlettau ein, wo dann im Gelände sofort das turnerische und sportliche Leben zur Entfaltung kam. Gastfreundlich hatte der Turnverein 1864 seine Stätten den Gästen aus Annaberg eingeräumt, und Wirt und Wirtin vom Schützenhaus boten alles auf, um den Festteilnehmern den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu machen. Bis zur Mittagspause konnte man die Schüler im Dreikampf um die Palme des Tages ringen sehen. Es war eine Lust, die wackere Jungschar zu beobachten, die unter zielsicherer Leitung es zu ganz respektablen turnerischen und sportlichen Leistungen brachte. Nach 12 Uhr erfolgte dann der gemeinschaftliche Ausmarsch nach dem großen Spiel- und Sportplatz im Schlettauer Stadtwald, der sogenannten Büttelwiese. Man kann wohl behaupten, daß es im weiten, weiten Umkreis keinen solchen idyllisch gelegenen Platz wieder gibt, der sich für ein Turn- und Spielfest so wunderbar eignet wie diese Schlettauer Waldwiese. Man fühlte sich darum auch hier sofort heimisch. Die Turn- und Spielfolge wickelte sich programmäßig ab (Mannschaftskämpfe, Stafettenläufe, allerhand Ballspiele usw.) bis dann nach 4 Uhr der Rückmarsch nach dem Schützenhaus erfolgte, wo nach kurzer Kaffeepause die Klassenspiele fortgesetzt wurden. Hier hatten sich mittlerweile auch zahlreiche Angehörige der Schüler eingefunden, die mit steigendem Interesse das vielgestaltige Leben und Treiben in den einzelnen Klassengruppen verfolgten. Eine ganz besonders gute Note haben wir für die Leistungen der Musterriege am Barren gefunden, wie denn überhaupt der ganzen turnerischen Oberleitung (Herr Studienrat Oschatz) die höchste Anerkennung gezollt werden muß. Nach der Siegerverkündigung ergriff der Rektor des Staatsrealgymnasiums Herr Oberstudiendirektor Prof. Dr. Fricker, das Wort, um zum Ausdruck zu bringen, wie wohl sich die Schule heute in Schlettaus gastlichen Mauern gefühlt habe und daß der vom prächtigsten Wetter begünstigste, in jeder Hinsicht glatt verlaufene Tag allen Teilnehmern in schönster Erinnerung bleiben werde. Unter Vorantritt einer Annaberger Musikkapelle ging es dann gegen 7 Uhr über die Buchholzer Höhe nach Annaberg zurück von dem Bewußtstein getragen, einen herrlichen Tag verlebt zu haben.
Tho-Schl.