Ein Beobachtungsturm.
Illustriertes Erzgebirgisches Sonntagsblatt Nr. 4 / 120. Jahrgang. 30. Januar 1927. S. 5.
Nachtrag zu Nummer 2 und 3, 1927.
Wir erhalten nachstehende Ausführungen, die Aufschluß darüber geben, wie man sich vor 200 Jahren den Zweck des Tannenberger Turmes gedacht hat.
Von dem alten Tannenberger Turm geben Akten des Hauptstaatsarchivs Kunde. Zum Zwecke einer Landesaufnahme und für die Herausgabe eines Atlasses erging am 12. April 1713 eine Verordnung, daß „Se. Kgl. Polnische Majestät (August der Starke) Sich gnädigst entschlossen habe, dero Aemter, sambt denen darinnen befindlichen Herrschaften, Rittergütern, Städten, Dörffern und dergleichen durch Magistrum Adam Friedrich Zürnern, Pastorem zu Skassa, in besondere mappas geographicas bringen zu lassen, und daß deshalb, denen dieses vorgezeiget werde, die benötigten Nachrichten einsenden sollten”. Die Gemeinden fanden die Sache höchst unbequem und befürchteten wohl auch, ihre Berichte möchten die Unterlage für eine neue Besteuerung bilden. So ließen sie sich erst noch ein paarmal nötigen (Tannenberg sieben Mal). Endlich 1723 antwortet Tannenberg in einer großen Tabelle, u. a. zu der Frage nach „… aedificiis publicis, wüsten marquen, Baustellen, Ziegelscheunen, it. Schlössern oder verfallenen Ruinen”:
„Ist sonst kein Schloß, als nur ein herrschaftliches Wohnhaus allhier zu sehen, auch befindet sich allhier ein alter, wüster, hoher, viereckichter Turm mit einer gleichfalls starken viereckichten Mauer, gleich einer Redoute, umgeben, um welche ein ziemlich breiter, tieder Graben gehet, so aber vor ohngefähr (40 Jahren) abgebrandt.”
Und in der Rubrik „Allerhand Singularia und Curiosa und fatal Begebenheiten des Orthes” heißt es:
„Nichts sonderlich Curiöses; als dieses, welches der Pfarr allhier kommunicieret, daß das Dorf noch is dato die Mördergrube würde genannt, weilen im 30jährigen Kriege viele 100 Soldaten allhier erschlagen worden. Es liegt der ganze Weg voll von der Schenke an bis Siebenhöffen. Drum mag auch dieser große Turm bei dem Hoff deswegen sein erbauet worden, daß man den Feind weit sehen und observieren können. Solche Türme hießen in den alten Zeiten Mäußetürme, das sind Türme, darauf man den Feind observieren kann. Denn mausen hieß bei denen alten Teutschen so viel als warten, in acht nehmen, observieren. Dergleichen alte Mausetürme sind noch an vielen Orten anzutreffen, als bei Maintz.”
Die älteste genaue Karte des Gebietes (die vom Annaberger Markscheider Matthias Oeder, † 1614) verzeichnet an dem Turme nur die sonderbare Bemerkung „hindertor”.