Erzgebirgisches Sonntagsblatt 122. Jahrgang Nr. 49 vom 2. Dezember 1928. S. 2.
Von Otto Decker.
Es soll gleich vorausgesagt werden, daß eine so kleine Nebengemeinde wie Schmalzgrube in der Geschichte sehr wenig geführt worden ist und Urkunden fast gar nicht vorhanden sind. Wenn trotzdem hier der Versuch gemacht, das festzuhalten, was aus der Vergangenheit von Schmalzgrube überliefert worden ist, so geschieht dies aus Liebe zur Heimat und um einen Grundstock für weitere Forschungen zu legen.
Schmalzgrube, ein jetzt von Sommerfrischlern und Wanderern viel besuchter Ort, wird nach Dr. Bönhoff in einem Auszug aus dem Wolkensteiner Amtsbuch vom Jahre 1550 das erste Mal erwähnt. Doch kann man annehmen, daß Schmalzgrube, wie die anderen umliegenden Ortschaften, um das 13. Jahrhundert entstanden ist.
Weiter wird von Dr. Bönhoff in einem Auszug aus dem Pfarrlehn zu Arnsfeld, der aus dem Jahre 1575 stammt, erwähnt: „Zur Pfarrkirche gehören: Grumbach mit Schmalzgrube, Steinbach, Satzung, Oberschaar und die Schmiedewerke Ober- und Niederschmiedeberg.” Es steht dann weiter: „Der Pfarre zinsbar: Augustinus Weinollt in der Schmalzgrube alljährlich auf Philippi und Jakobi eine Säge und ein Pflugscharr oder dafür 8 Groschen.”
Im selben Jahr (1575) heißt es: „Die Bewohner von Grumbach (Grunenbach) und das Schmiedewerk Schmalzgrube sind etwa 250 Seelen.”
An kirchlichen Gebühren waren nach weiteren Aufzeichnungen seiner Zeit zu zahlen: „Für eine Taufe 1 Gr., Begräbnis: Erwachsene 2 Gr., Kinder 1 Gr., Krankenkommunion 1 Gr., 1 Aufgebot 1 Gr., 1 Trauung 3 Gr., außerdem kann der Pastor 2 Tage gratis am Hochzeitsmahl teilnehmen, wird er am 3. Tag geladen, so muß er ein Geschenk geben. Ebenfalls hat der Küster einen Tag gratis mit seiner Frau.” Wir sehen, daß unsere Voreltern gut und ausgiebig Feste zu feiern verstanden.
Aus dem 16. Jahrhundert berichtet das Kirchenbuch zu Arnsfeld in den Aufzeichnungen von Pastor von Lindenau: „Die Filiale Grumbach mit Schmalzgrube muß nach Arnsfeld zur Kirche kommen.” Weiter: „Grumbach bekommt eine Kapelle, in der alle 4 Wochen Gottesdienst abgehalten wird.”
Am 5. April des Jahres 1693 wurde festgelegt, daß in der Kapelle zu Grumbach (Schmalzgrube gehört dazu) der Gottesdienst alle 14 Tage abgehalten werden soll. Ebenso sollen von Ostern bis Michaelis auch Nachmittagsgottesdienste stattfinden.
Pastor von Lindenau schreibt in seinen Zusammenstellungen im Jahre 1848 über Schmalzgrube: „Es ist zu bedauern, daß nichts Ausführliches gegeben werden kann, allein weil gar keine frühere Urkunde es gibt, also mit Gewißheit nichts Näheres angeführt werden konnte, so hofft entschuldigt zu werden
v. Lindenau, Pastor.”
Ein statistischer Bericht vom Jahre 1716 (nach Dr. Bönhoff) besagt: „Am 21. Mai ds. Js. die Schmalzgrube mit Hammer nebst Hochofen und Stabhütte gehört zu Grumbach. Hier und in Schmalzgrube war das Amt Wolkenstein die Gerichtsherrschaft, auf dem Hammerwerke der Appellationsrat v. Berbisdorf auf Rückerswalde. 32 Ganz- und Halbbauern wohnen im Orte; ihre Höfe sollten wohl zugemacht sein, sind jedoch nichts als bloße Häuser und sehr baufällig. Von dem Feldbau können sie wegen der rauhen Landesart wenig oder gar nichts nehmen. Die Straße führt von Schmalzgrube nach Annaberg. In Schmalzgrube besteht eine Zolleinnahme. Die Wälder hatten kein starkes Holz, sondern zeigten wilden Wuchs. Die Leute sind meistens arme Holzhauer, die außerhalb ihr Brot wegen Mangel des Holzes suchen müssen. Wegen der Rauhigkeit wird ein bischen Hafer reif, der öfters unter dem Schnee hervorgesucht wird.”
Es ist auffällig, daß es hier heißt: „Die Wälder hatten kein starkes Holz”, obwohl doch von einem starken Baumbestand in den früheren Jahren gesprochen wird.
In der Zeit der Hungerjahre hatte die obererzgebirgische Bevölkerung besonders schwer zu leiden. Am 13. April 1793 überweist Friedrich August, König und Kurfürst, dem Amtmann zu Wolkenstein 200 Tlr., welche unter die notleidenden Armen des Kirchspiels Arnsfeld verteilt werden sollen.
Im Jahre 1804 (nach Dr. Bönhoff) gehörte Schmalzgrube zu Grumbach; letzteres hat ein Zoll-Beigeleit, 1 Vorwerk und 1 Eisenhammer. Ferner werden Kalkgruben erwähnt, in denen seit langer Zeit gebrochen wird. Daran erinnern ja heute noch in den nahen Staatsforsten die Kalkgrubenlöcher und die Stelle, wo der Kalkofen gestanden hat.
Am 23. Februar 1839 wurde dem Ort Schmalzgrube durch den Justiz-Amtmann Friedrich August Löwe in Wolkenstein die eigene Gemeindeverwaltung bestätigt. Schmiedemeister Karl Gottlieb Hiemann ist als erster Gemeindevorstand gewählt worden.
Das Heyn-Gut, welches im 17. Jahrhundert von einem August Heyn erbaut worden sein soll, ist heute, nachdem es im Laufe der Zeit zehnmal seinen Besitzer gewechselt hat, Eigentum der Gemeinde. Früher gehörten zu dem jetzigen Grundstück (Ortslisten-Nr. 3) noch die Heynmühle (Nr. 4), die Schmiede (Nr. 5), das Neue Haus (Nr. 6) und die jetzige „Lorenzmühle” (Nr. 20) mit vielen Feldern und Wiesen. Durch den Wechsel der einzelnen Besitzer sind nach und nach diese Grundstücke in andere Hände übergegangen. Im Jahre 1896 kam der Heynhof zur Zwangsversteigerung und die Gemeinde erwarb ihn für 27500 Mk. Die Felder wurden in einzelne Parzellen aufgeteilt und an Wirtschafts- und Hausbesitzer im Ort verpachtet.
(Fortsetzung folgt.)